Ereignisse der europäischen Politik.
217
den Gegnern besetzten Gehöfte ein. „Blücher oder die Nacht", sagte der. besorgte englische Feldherr. Da erschienen in der rechten Flanke des französischen Heeres die Preußen. Auch jetzt trat Napoleon noch nicht den Rückzug an, sondern warf die eine Halste seiner Garden, die er bisher in Reserve behalten hatte, dem neuen Feind entgegen, während er die andere Hälfte von Ney noch einmal gegen die Engländer führen ließ. Aber beide Angriffe mißlangen; überall geschlagen, stürzten die Franzosen bald in ungeordneter Flucht dahin. Bei Belle Alliance trafen sich Blücher und Wellington und umarmten sich. G neisenau aber leitete die Verfolgung, die so gründlich war, daß das feindliche Heer völlig zersprengt wurde. Dabei fiel Napoleons Magen mit seinem Hut und Degen und einem reichen Inhalt an Gold, Silber und Edelsteinen in die Hände preußischer Soldaten.
Der geschlagene Kaiser eilte nach Paris, dann nach Rochefort an der Westküste, wo er sich auf ein englisches Schiff begab. Die verbündeten Mächte faßten jetzt den Beschluß, ihn nach der Insel St. Helena zu verbannen. Dort ist er im Jahre 1821 gestorben.
In dem eroberten Paris trafen zum zweiten Male die Monarchen von Preußen, Österreich und Rußland ein. Ludwig Xviii. kehrte auf seinen Thron zurück. Mit ihm wurde der zweite Pariser Friede ab- ^8?« geschlossen. Wieder wurde Frankreich sehr schonend behandelt. Nur geringe 5rltbe" Abtretungen wurden ihm zugemutet; dazu wurde ihm eine Kriegsentschädigung auferlegt, bis zu deren Bezahlung Truppen der Verbündeten im Lande blieben. Auch mußte es die geraubten Kun st schätze herausgeben.
§ 223, Die heilige Allianz. Die Revolutionen in Südeuropa. Tie
letzten fünfundzwanzig Jahre waren eine Zeit gewaltiger, fast ohne Unterbrechung aufeinanderfolgender Kriege gewesen. Die politischen Verhältnisse hatten tiefgreifende Umwandlungen erfahren; die meisten Nationen Europas hatten ungeheure Opfer an Geld und Blut gebracht. Unter diesen Um-
2. Die Zeit des deutschen Bundes. 1815—1866.
I. Die letzten Jahrzehnte Sriebnch Wilhelms Iii. 1815-1840.
Ereignisse der europäischen Politik.
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Extrahierte Ortsnamen: Wellington Napoleons Paris Paris Frankreich Südeuropa Europas
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns München Frankreichs Englands Hollands Spanien Indien Englands Hollands Frankreich Frankreich Frankreich Reichsstädte_Ulm Memmingen
42 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
dem Weltmarkte geltend zu machen. Für die Teilnahme am
Welthandel haben diese Staaten fast sämtlich, mit Ausnahme der Schweiz
und Österreich-Ungarns, eine güustige Lage. England liefert auf
deu Weltmarkt feine Jndnstrieerzengnisse, die Waren anderer Länder
und die Erzeugnisse feines riesigen Kolonialreiches, während es große
Mengen von Nahrungsmitteln und industrielle!: Rohstoffen braucht.
Deutschland ist im Bezug industrieller Rohstoffe noch stärker als
England vom Weltmarkte abhängig, weniger aber in der Volksernäh-
rung; es führt sogar bedeutende Mengen Zucker aus. Seine Ausfuhr
besteht aber wie bei England hauptsächlich iu Jndnstrieerzeuguissen.
Frankreich zieht ebenso aus seinem Pflanzenbau wie aus seinen
industriellen Erzengnissen großen Nutzen; Hauptgegenstände seiner Ans-
fuhr sind Wein und Mode- und Luxuswaren. Belgien führt besonders
industrielle Erzeugnisse, Holland Erzeugnisse aus seinen Kolonien, Öfter-
reich-Ungarn Holz, Getreide, Vieh und Zncker,die Schweiz kondensierte
Milch, Käse und industrielle Erzeugnisse, Dänemark Milch, Butter und
Vieh, Norwegen Fische und Holz, Schweden Holz und Eisenerze aus.
f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Unser Vaterland hat zu deu Ländern Mittel- und Nordwesteuropas
eine sehr günstige Lage. Es liegt ziemlich in der Mitte derselben,
stößt mit sechs von ihnen, nämlich mit Österreich-Ungarn, der Schweiz,
Frankreich, Belgien, Holland und Dänemark, unmittelbar zusammen
und ist von den übrigen, von England, Norwegen und Schweden, nur
durch ein schmales Meeresgebiet getrennt. Kein anderer Staat
Europas hat eine solch' günstige Lage zu den übrigen
Staaten. Es kann also Deutschland vieles Fehlende aus unmittel-
barer Nähe beziehen, und ebenso kann es an seine Nachbarn viele
Waren absetzen. Außer dieser Gunst des Nahverkehrs fällt noch
ein anderer Umstand fehr ins Gewicht. In einigen Nachbarstaaten,
in Österreich-Ungarn und der Schweiz, besteht ein großer Teil der
Bevölkerung ans Deutschen, die übrigen Staaten, mit Ausnahme
von Frankreich, sind vorwiegend oder ausschließlich von stammver-
wandten Völkern bewohnt, und in allen Staaten wohnen viele
Reichsdeutsche, die die Fäden des Handels knüpfen und festigen.
Den bedeutendsten Handelsverkehr unterhält Deutschland mit
Großbritannien oder England, mit Österreich-Ungarn, Frank-
reich, den Niederlanden oder Holland. Belgien und der Schweiz.
Der Warenaustausch mit Euglaud steht an der Spitze, weil dieses
deutsche Waren nicht nur selbst in großer Menge verbraucht, sondern
auch Welthandel mit ihnen treibt.
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Xvii.
Deutschland zur Zeit Ludwigs Xiv.
l.
1. Nach Ferdinands Iii. Tode bestieg Leopold l den deutschen Kaiserthron. Beinahe 50 Jahr hat er die Krone getragen, von 1657— 1705t Aber die Zeit seiner Regierung war keine glückliche für Deutschland. Entsetzlich war es durch den langen, furchtbaren Krieg zerrüttet; seine Fürsten lebten in stetem Hader und Streit; im Westen drohte von Frankreich her große Gefahr, und im Osten brachen die Türken raubend und plündernd ein.
In Frankreich herrschte damals der ehrgeizige, verschwenderische und ländersüchtige Ludwig Xiv. Nicht blos in Frankreich, sondern in ganz Europa wollte er Herr sein. Deutschland verachtete er gründlich. „In seinem Uebermuthe ließ er sich eine Uhr machen, in welcher ein künstlicher, französischer Hahn bei jedem Stundenschlag krähte; der deutsche Adler aber, welcher auch an der Uhr angebracht war, zitterte bei diesem Krähen jedesmal am ganzen Leibe. Auch hatte er eine große Statue fertigen lassen, die ihn selbst darstellte, stehend auf den Nacken von vier gefesselten Sklaven; in einem dieser Sklaven erkannte man deutlich den deutschen Kaiser." — In seinem Lande war er ein Tyrann, der keine Freiheit duldete und keinen andern Willen, als nur den seinen gelten ließ; sein Wahlspruch war: „Der Staat bin ich." Nach außen aber trat er als ländergieriger Eroberer auf, namentlich wollte er alles Land auf dem linken Rheinufer an sich reißen.
Zuerst versuchte er es mit den damals spanischen Niederlanden. Doch vermochte er nur den kleineren Theil derselben in seine Gewalt zu bringen; daran waren die benachbarten Holländer schuld, die mit England und Schweden einen Bund gegen ihn schlossen. Darum brütete Ludwig Rache. Mit einem großen Heere fiel er in Holland ein; unaufhaltsam drang er vorwärts; jetzt war „Holland in Nöthen". Aber die Holländer durchstachen die Dämme, welche an der Küste zum Schutze gegen die Meeresfluthen errichtet waren, setzten so ihr Land unter Wasser und hinderten die Franzosen am weitern Vordringen. Auch erhielten sie Bundesgenossen an Kaiser Leopold und vor allem an dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der ein geschworner Feind des französischen Wesens war. Als derselbe am Rhein gegen Ludwig kämpfte, brachen plötzlich die Schweden, vom französischen Könige dazu gereizt, in Brandenburg ein und hausten, wie sie es aus dem 30jährigen Kriege her gewöhnt waren. Da griffen die Bauern zu den Waffen, um gegen ihre Bedrücker zu kämpfen. Auf ihre Fahnen schrieben sie: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Knn-fürsten mit unserm Blut." Kaum aber hörte Friedrich Wilhelm vor dem Einfall der Schweden, als er den Rhein verließ und in Eilmärschen seinem Lande zu Hilfe eilte. Bei Fehrbellin, nordwestlich von Berlin,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ferdinands Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Europa Deutschland England Holland Rhein Schweden Brandenburg Schweden Rhein Eilmärschen Fehrbellin Berlin
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Kaiser nicht geneigt einzuwilligen; auch ohne jenen Titel war der hohenzollernsche Staat schon ein gefährlicher Nebenbuhler; sollte Österreich dem aufstrebenden Emporkömmling, den es bisher vergebens niederzudrücken versucht hatte, nun selbst helfen, wieder ein Stück höher zu klimmen? jahrelang dauerten die Verhandlungen, die übrigens sehr geheim geführt wurden, und der Kurfürst sah den Wunsch seines Herzens noch immer unerfüllt. Da traten Ereignisse ein, die dem Eigennutze des Kaisers abnötigten, was dessen Dankbarkeit nicht leistete, und Friedrich Iii. konnte erkaufen, wo man nicht schenken wollte.
L-chon daß sich im Jahre 1693 unter mehreren deutschen Fürsten ein Verein bildete, der den Zweck hatte, die neue hannoversche Kur, die der Kaiser soeben gestiftet, zu bestreiten, und daß diese Unzufriedenen sich nach dem Rhswicker Frieden immer fester an Frankreich anschlossen, war für den Kaiser ein Gegenstand großer Beunruhigung. Eine andere oorge brachte ihm das Herausziehen des nordischen Krieges, der zwischen Karl Xii. von Schweden einerseits und dem Zaren Peter, dem Könige August von Polen und Friedrich von Dänemark andrerseits im Jahre 1700 auvbrach und gar leicht nach Deutschland und in die österreichischen Erbländer hinübergreisen konnte. Zunder zu einem Brande lag hier besonders in Ungarn aufgehäuft. Leopold hatte die ungarische Verfassung gebrochen, die ungarischen Protestanten aufs härteste bedrückt, selbst die Vornehmen, die Magnaten, schwer verletzt. Ein Aufstand konnte hier jeden Augenblick ausbrechen. Bei weitem die größte Verlegenheit aber bereitete dem Kaiser der Stand der spanischen Angelegenheiten. Karl Ii. von Spanien war ohne Nachkommen; mit ihm erlosch der spanische Zweig des Hauses Habsburg, seine Länder mußten nach dem Rechte an den österreichischen Zweig fallen; Karls Tod stand nahe bevor, und Leopold I. sah sich im Geiste schon als Besitzer aller der Reiche, die einst unter dem mächtigen Scepter Karls V. gestanden und nun, vermehrt durch die großen Erwerbungen Ferdinands I., Österreich zu einer schwindelnden Höhe erheben mußten. Aber es zeigte sich bald, daß das reiche Erbe nicht so ohne weiteres anzutreten war. Auch Ludwig Xiv. bewarb sich darum; er hatte zwar nur zweifelhafte Rechtsgründe vorzubringen (er war der Sohn der älteren Muhme und der Gemahl der älteren Schwester Karls Ii., die bei ihrer Verheiratung nach Frankreich auf die Erbfolge in Spanien verzichtet hatten, während ihre jüngeren Schwestern, die Mutter und die Gemahlin Leopolds I., einen solchen Verzicht nicht hatten zu leisten brauchen); aber Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Polen Deutschland Ungarn Spanien Hauses_Habsburg Karls Ferdinands Karls Frankreich Spanien
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dem Könige? Die Niederländer ließen ihm sagen: „Du hast bei deinem Regierungsantritt geschworen, uns ein guter und gerechter Herr zu sein und unsere Freiheiten und Rechte wohl und getreulich Zu halten. Du behandelst uns aber gleich Schlachttieren. Darum, weil du deinen Eid gebrochen hast, können wir nicht mehr deine Unterthanen sein." So kam es zur Empörung, und keine Gewalt der Waffen vermochte den Aufstand zu überwältigen. Das Ende des langjährigen Kampfes war, daß der nördliche Teil der Niederlande, Holland, sich ganz von Spanien trennte und einen eigenen Freistaat bildete, in welchem die evangelische Religion herrschend wurde, und Handel und Seewesen sich bald zur höchsten Blüte erhoben.
3. Die unüberwindliche Flotte. — Nicht minder unglücklich war Philipp in einem Kriege gegen England. Weil dieses den Niederländern gegen ihn Beistand leistete, sollte es schwer bestraft werden. Philipp rüstete eine so ungeheure Flotte aus, wie sie die Welt bis dahin nicht gesehen hatte. In seinem Übermute nannte er sie selber „die unüberwindliche." Ganz England erschrak, als der gewaltige Feind seinen Küsten nahte. Es konnte den Riesenschiffen der Spanier nur kleine, unansehnliche Fahrzeuge entgegenstellen. Aber Wind und Wetter wurden Englands Bundesgenossen. Ein entsetzlicher Sturm fuhr in die spanische Flotte, zerstreute sie und trieb eine Menge von Schiffen auf Klippen, an denen sie jämmerlich zerschellten. Und was die Meereswogen nicht verschlangen, das fiel den Engländern in die Hände, welche die in Irre geratenen feindlichen Schiffe flink angriffen und wegnahmen. So wurde der ganze stolze Kriegszug zu einer furchtbaren Niederlage der Spanier.
4. Philipps Ende. — Seitdem war Spaniens Seemacht gebrochen. Überhaupt brachte Philipps Regierung seinem Volke kein Glück. Wer nicht der katholischen Kirche angehörte, wurde im Lande nicht geduldet. Dadurch blieb zwar der alte Glaube erhalten, aber unter dem harten Drucke wurde auch das Volk immer träger und elender, das Land immer ärmer und öder. Selbst der mächtige König, der über die goldreichen Länder Amerikas gebot, war am Ende so verarmt, daß man in den
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps Philipps Philipps
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als eine neu erscheinende österreichische Truppenabteilung sogleich ihr Geschütz auf den anstürmeuben Feind richtete. Es entstaub ein furchtbares Getümmel, und die zurückweichenden Franzosen rissen ihren kühnen General durch Tote und Verwundete mit Gewalt fort. Da stürzte biefer im Gebränge von der Brücke und fiel bis zur Mitte des Körpers in den Sumpf. Die Grenadiere bemerkten die Gefahr, und mit dem Rufe: „Soldaten, vorwärts, den General zu retten!" stürzten sie wütend auf den Feind zurück, und Bonaparte war gerettet. Zugleich erschien eine französische Kolonne int Rücken der Österreicher, und diese traten den Rückzug an. Die Festung Mantua mußte sich ergeben.
Da wurde Österreich zum Frieden von Campoformio am 17. Oktober 1797 gezwungen. Oberitalien (Lombardei) und die Niederlande„(Belgien) kamen an Frankreich. Zur Entschädigung erhielt Österreich den größten Teil bet Republik Venebtg nebst Istrien und Dalmatien, die aber Bonaparte erst erobern mußte. Aus den österreichischen Besitzungen in Italien wurde die eisalpiuische Republik und aus Genua die ligu-rtsche. Im I. 1798 wurde Papst Pius Vi. gefangen genommen und der Kirchenstaat in die römische, die Schweiz in die helvetische, Neapel 1799 in die parthenopäische Republik umgewandelt.
Nur ein Feind war von Frankreich noch unbesiegt: England, welches mit seiner Flotte die Meere beherrschte und die französischen Kolonien unterwarf. Es sollte daher Ägypten erobert werden, um vou da aus nach Ostindien zu gehen und der britischen Herrschaft in Asien ein Ende zu machen. Schon 1797 wurde Bonaparte von den Direktoren zum Oberbefehlshaber der Armee gegen England ernannt Während in allen Häfen furchtbare Rüstungen begannen, wurden auch in Toulon Schiffe und Truppen gesammelt, und ant 19. Mai 1798 segelte Bonaparte mit 40000 Mann von Toulon ab. Glücklich entging er der im mittelländischen Meere kreuzenden Flotte unter Nelson, nahm die Insel Malta durch Verrat der französischen Ritter daselbst ein, landete am 1. Juli in Ägypten und nahm Alexandrien im Sturm. Dann rückte er gegen Kairo, die Hauptstadt des Landes. Auf dem Wege dahin wurden die Franzosen unaufhörlich von den wohlberittenen Mamelucken angefallen. Auf ihreu raschen Pferben kamen die Feiude pfeilschnell herangeflogen, hieben alles nieder, was sich nur einige Schritte vom Hauptheere entfernt hatte, und verschwanden wieder. Als die Franzosen endlich vor den Pyramiden anlangten und staunend diese Denkmäler hohen Altertums
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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er gewachsen. Sollte das Mittelländische Meer, das Meer seiner Heimat, ein englischer Binnensee werden? Als er vor Toulon seine ersten Lorbeeren pflückte, vertrieb er ^'"Zlander aus dem französischen Hafen. Ein eng-lyches Bajonett brachte ihm die erste Wunde bei. Wenn er Batterien an der ligurifchen Küste errichtete, gegen englische Schiffe richteten sich ihre Mündungen. Wenn er Venedigs Werften beraubte, England hatte es ataou ten „Konzentrieren wir unsere ganze Tätigkeit nach der Leeseite hin und zerstören wir England. Wenn dies geschehen ist, wird Europa zu unseren Füßen liegen," schrieb er an das Direktorium.
^ England zu vernichten, gab es verschiedene Wege. Der nächste Weg führte über den Kanal; Cäsar und Wilhelm der Eroberer waren ihn gegangen. Das neue Frankreich hatte ihn mehr als einmal versucht; zur See war es besiegt worden; Lazarus Hoche war vom Sturm zurückgetrieben; der letzte Versuch war in der Niederlage bei den Kamper Dünen gescheitert. Erfolge hatte der Krieg nur den Engländern gebracht, die sich mit den Kolonien der französischen Bundesgenossen bereicherten, das Kap der guten Hoffnung, Ceylon, die Molukken und Trinidad eroberten. Sollte Napoleon diesen Weg gehen? Dazu bedurfte er einer Flotte; denn England hatte 1797 nn Linienschiffen 108, dazu 368 Fregatten und kleinere Schisse, -lie französische Flotte zur Zeit des bourbonischen Königtums war eine vorzügliche gewesen, aber sie war royalistisch gesinnt, ihr Offizierkorps durchweg adelig. So verfolgte die Acevolutiou diese Flotte als ihren Feind und ließ sie verfallen. Von der Verwaltung der Kriegshäfeu und Werften, vom Marineministerinm waren die Seeoffiziere fortan ausgeschlossen. Seit dem Bastillesturm zerriß Disziplinlosigkeit die Mannschaften. Dennoch Plante auch Napoleon zuerst eine Landung in Großbritannien. Eine Armee von England wurde gebildet, Hunderte von flachgehenden Transportschiffen gebaut und^hol-ländifche, spanischeund französische Kriegsschiffe zur Ver-eiuiguug nach Brest befohlen. Aber eine Inspektionsreise überzeugte Napoleon von der Unmöglichkeit dieses Un-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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zugleich ein Beweis für seine Behauptung, daß er den Krieg nicht gewollt hat. Er brauchte den Frieden, wenn er das Kolonialreich begründen und das Mittelmeer zu einem französischen Binnensee machen wollte, jetzt schob England den Krieg Zwischen ihn und seine Pläne, den Krieg, der im Westen und Osten die Überlegenheit der englischen Nation sicherte. „Vom Standpunkt der Rassenverbreitung betrachtet war die Erneuerung des Krieges im Jahre 1803 das größte Ereignis des Jahrhunderts," schreibt stolz ein englischer Geschichtsschreiber.
Im Augenblick besaß Napoleon nur 43 Linienschiffe^ von denen zehn im Auslande waren. Damit war kein großer Seekrieg gegen das gewaltige England zu führen. So versuchte denn Napoleon den direkten Angriff auf England über den Kanal hinweg, aber die Jahre 1803 und 1804 gingen in Vorbereitungen hin. Auf allen Werften wurde gebaut, während die französischen Kriegsschiffe durch Nelson in Toulon, durch Eornwallis in Brest blockiert waren und eine dritte englische Flotte unter Lord Keith im Kaual kreuzte. In Bonlogne wurde eine Armee unter Sonlt gesammelt, anderswo unter Ney und Davoust. Napoleon selbst besichtigte die Einschiffungsmanöver, die Küstenbefestigungen und den Schiffbau, denn nirgends wurde so eifrig gearbeitet wie unter seinen Augen. In Bonlogne lagen 2000 kiellose Flachboote bereit, die 120 000 Mann mit Pferden und Geschützen über den Kanal bringen sollten und auch bei seichtem Wasser sollten landen können. Aber diese kiellosen Boote waren in den Augen aller Seeleute Heller Unsinn, und die Witzbolde der Boulevards nannten den Kaiser einen Don Quixote de la Manche. Ein Engländer schrieb: „Wie ich aus vielen Gesprächen mit Napoleon abgenommen habe, hat dieser keine Ahnung von den durch Wiud und Flut herbeigeführten Schwierigkeiten, fondern urteilt von Veränderungen in der Stellung bei Schiffen gerade so, wie er es bei Landtruppen tun würde." So nahm denn auch sein großer Plan auf Wind und Wellen keine Rücksicht. Um die Jnvasions-armee in England landen zu können, mußte die englische Flotte aus dem Kanal entfernt werden; um Herr zu werden
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